Franz Untersteller (* 4. April 1957 in Ensheim bei Saarbrücken) ist seit 2006 Abgeordneter der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg. Seit 2011 ist er Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Zuvor war er energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag und Mitglied des Wirtschafts- sowie des Umweltausschusses.
Untersteller verbrachte seine ersten zwanzig Lebensjahre im Saarland. Nach Abschluss seines Landschaftsarchitekturstudiums an der FH Nürtingen und einem längeren Studienaufenthalt in Kolumbien war er zunächst als Mitarbeiter des Öko-Instituts in Freiburg tätig.
Seit Mitte der 1980er Jahre war er als Parlamentarischer Berater für die Bereiche Umwelt- und Energiepolitik – sowie seit 2002 zusätzlich für Agrarpolitik – in der Landtagsfraktion der Grünen zuständig. In dieser Zeit hat er den umweltpolitischen Kurs der baden-württembergischen Grünen entscheidend mitgeprägt. Von 2002 bis Mai 2011 war er Vorstandsmitglied des Öko-Instituts.
Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2006 wurde er über ein Zweitmandat im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen zum Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg gewählt. Für die Landtagsfraktion der Grünen fungierte er als deren energiepolitischer Sprecher. Von Dezember 2006 bis 2011 war er zugleich stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
Untersteller erzielte bei der Landtagswahl 2011 in seinem neuen Wahlkreis Stuttgart III 28,04 Prozent der Stimmen und zog erneut über ein Zweitmandat in den Landtag ein.[1]
Am 12. Mai 2011 wurde Untersteller als Mitglied im Kabinett Kretschmann I als neuer Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft von Baden-Württemberg vereidigt. Bei einem Treffen 2014 mit dem kalifornischen Gouverneur Jerry Brown initiierte er die internationale Klimaschutzinitiative Under2 MOU.
Von 2014 bis 2016 war er als Mitglied der Landesregierung auch Ordentliches Kommissionsmitglied in der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe (Endlagerkommission) gemäß § 3 Standortauswahlgesetz.[2]
Bei der Landtagswahl 2016 errang er erstmals das Direktmandat des Wahlkreises Stuttgart III. Auch im Kabinett Kretschmann II blieb er weiterhin Umweltminister.
Anfang 2020 kündigte Untersteller an, bei der Landtagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren und sich aus der Politik zurückzuziehen.[3]
Untersteller ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Bei Inbetriebnahme des Blocks 9 eines Mannheimer Kohlekraftwerks mit 911 MW im Jahr 2015 erklärte Untersteller, dieser trage zum Gelingen der Energiewende bei.[4]
Die EEG-Förderung für die Errichtung von Solar-Freiflächenanlagen auf bestimmten Acker- und Grünlandflächen in Baden-Württemberg wurde 2017 auf 100 MW beschränkt, dies lag in Unterstellers Verantwortungsbereich.[5]
Untersteller möchte "den Strompreis in Deutschland deutlich senken und stattdessen CO2-intensive Energieträger teurer machen"[6] und damit ungeachtet des (2019) knapp hälftigen Anteils fossiler Energien in der Stromerzeugung eine teilweise Rücknahme des Gesetzes zum Einstieg in die ökologische Steuerreform vom 24. März 1999 erreichen. Gleichzeitig "müsste der Liter Benzin bis zu 14 Cent teurer werden".[7]
Ungeachtet des „schlechten Wirkungsgrades der Brennstoffzelle im Vergleich zu einer Batterie“ meint Untersteller: „Wir werden beides brauchen, Batterie und Brennstoffzelle“, und fordert, dass Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien mit einer noch aktiveren und intensiveren Unterstützung künftig stärker vorangetrieben werden.[8]
Untersteller setzt sich für ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen ein. Nachdem er Ende November 2020 auf einem Autobahnabschnitt, für den eine Tempobegrenzung auf 120 km/h gilt, mit einer Geschwindigkeit von 177 km/h von der Polizei gestoppt wurde, kam es zu Rücktrittsforderungen der Opposition im baden-württembergischen Landtag.[9][10]
Franz Untersteller ist aktiver Tischtennisspieler in der 2. Mannschaft des TTF Neckarhausen aus Nürtingen.[11]
Personendaten | |
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NAME | Untersteller, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), MdL |
GEBURTSDATUM | 4. April 1957 |
GEBURTSORT | Ensheim (Saarbrücken) |