Die Entwicklung begann in den 1950er-Jahren, um die Douglas DC-3 zu ersetzen. Das Ergebnis war ein Schulterdecker mit zwei Rolls-Royce Dart-Triebwerken und einer Druckkabine für anfangs 28 Passagiere. Der erste Prototyp flog am 24. November 1955. Der zweite Prototyp wurde im vorderen Bereich um etwa einen Meter verlängert, da sich das Flugzeug in der Flugerprobung als hecklastig erwiesen hatte. Die erste Serienversion, die F-27-100, fasste 44 Passagiere und wurde 1958 an den Erstkunden, die irische Aer Lingus ausgeliefert. Mit einem stärkeren Motor entstand die F-27-200. Die bekannteste Variante F-27-500 erhielt einen 1,5 m längeren Rumpf und Platz für 52 Passagiere. Es flog erstmals im November 1967.
Im Jahr 1956 schloss Fokker einen Vertrag mit der US-amerikanischen Firma Fairchild zur Produktion und zum Vertrieb des Flugzeuges für den nordamerikanischen Markt. Die erste in den USA gebaute Fairchild F-27 flog am 12. April 1958.
In den frühen 1980er Jahren entwickelte der niederländische Hersteller mit der Fokker 50 einen Nachfolgetyp der F-27.
Die dritte Serienmaschine, ein Flugzeug der Serie F-27-100, steht heute als Ausstellungsstück im Aviodrome Museum im niederländischen Lelystad. Das Museum besitzt auch Teile des Prototyps.
Vor Curaçao, der größten Insel der ehemaligen Niederländischen Antillen, wurde im Februar 2007 bei dem ehemaligen Fischerort Westpunt eine ausgemusterte F-27 im Meer versenkt. Sie dient als künstliches Riff und stellt eine Attraktion für Taucher dar.
F-27-100 – erste verkaufte Version des Flugzeugs mit Platz für 44 Passagiere
Fairchild F-27 – von Fairchild in Lizenz gebaute F-27-100 mit lediglich 40 Sitzplätzen, aber mit integrierter Fluggasttreppe im Heck sowie größeren Treibstofftanks und Bugradar
F-27-400 – „Combi“, mit einer seitlichen Frachttür
F-27-400M – „C-31A Troopship“, Militärversion der -400 für die U.S. Army
FH-227 – in mehreren Versionen von Fairchild-Hiller gebaute Fairchild F-27 mit einem um 1,83 m verlängerten Rumpf und nunmehr 56 Passagierplätzen sowie größerem Frachtbereich mit Frachttür
F-27-500 – nach Erscheinen der FH-227 zog Fokker nach und baute eine F-27 mit einem um 1,5 m verlängerten Rumpf und nunmehr 52 Passagierplätzen
F-27-500M – Militärversion der -500
F-27-500F – Version der -500 für den australischen Markt mit abgeänderten Türmaßen
F-27-600 – Frachtversion der -200 mit einer großen Frachttür
Verbreitung der Fokker F-27 nach Staaten (Stand 2006): hellblau = zivile Betreiber rot = militärische Betreiber dunkelblau = sowohl zivile, als auch militärische Betreiber
Zwischenfälle
Von 1960 bis März 2020 wurden 177 Fokker F27 zerstört, 165 davon durch Unfälle. Bei 88 dieser Zwischenfälle gab es insgesamt 1574 Todesopfer.[1] Beispiele:
Am 25. Januar 1970 geriet eine F-27-200 der Royal Nepal Airlines (Luftfahrzeugkennzeichen9N-AAR) nach einem Flug von Kathmandu, Nepal während des Endanflugs auf den Flughafen Delhi-Palam in ein schweres Gewitter mit Turbulenzen und schweren Fallböen. Die Piloten verloren die Kontrolle über das Flugzeug; es stürzte drei Kilometer östlich des Flughafens ab. Ein Crewmitglied kam ums Leben, alle anderen 22 Insassen überlebten.[2]
Am 26. September 1972 rollte eine Fokker F-27-600 der Garuda Indonesia(PK-GFP), die zu einem Testflug vom Flughafen Jakarta-Kemayoran startete, beim Abheben in einer Höhe von 30 Metern plötzlich nach rechts und stürzte 90 Meter neben der Startbahn ins Gelände. Es befand sich nur eine dreiköpfige Besatzung an Bord, die bei dem Unfall getötet wurde.[4]
Am 7. September 1974 wurde eine Fokker F-27-600 der Garuda Indonesia(PK-GFJ), die von Jakarta-Kemayoran zu einem Inlandsflug gestartet war, im Landeanflug kurz vor dem Flughafen Bandar Lampung während eines Unwetters in ein Gebäude geflogen. Keine der 36 Personen an Bord überlebte.[5]
Am 19. August 1980 verunglückte eine F-27-400 der Burma Airways(XY-ADO) bei der Landung auf dem Flughafen von Mawlamyaing (früher Moulmein) (Myanmar). Alle vier Crewmitglieder und 24 Passagiere überlebten.[6]
Am 20. Juli 1981 geriet eine Fokker F-27-600RF Friendship der Somali Airlines(6O-SAY) auf einem Flug von Mogadischu nach Hargeisa acht Minuten nach dem Start in extreme Turbulenzen, infolge derer sie in ein Flachtrudeln geriet, bei dem die strukturellen Belastungsgrenzen überschritten wurden. Ein Teil der rechten Tragfläche brach in der Luft ab, die Maschine stürzte anschließend zu Boden. Alle 50 Insassen starben (siehe auch Somali-Airlines-Flug 40)
Am 20. April 1985 verunglückte eine von der nicaraguanischen Fluggesellschaft Aeronica gekaufte F27-100 (YN-BZF) auf ihrem Überführungsflug von Europa nach Nicaragua etwa 280 Kilometer westlich des Flughafens Kulusuk in Grönland. Nach dem Auftanken in Kulusuk gab es Probleme mit dem Pumpen des Treibstoffs von den zusätzlichen Tanks zu den Triebwerken. Daher entschied sich die Besatzung zur Umkehr nach Kulusuk, konnte den Flugplatz aufgrund schlechten Wetters jedoch nicht finden. Bei der Notlandung im Schnee nahe einer Radarstation kamen von den fünf Besatzungsmitgliedern zwei ums Leben (siehe auch Flugunfall der Aeronica auf Grönland).[7]
Am 26. Mai 1988 stürzte eine Fokker F27-600 der dänischen Star Air (Kennzeichen OY-APE) im Anflug etwa 1 km westlich der Landebahn 09 ab. Während des Instrumentenanfluges bäumte sich die Maschine beim Ausfahren der Landeklappen in die Endstellung stark auf, wobei die Ladung nach hinten verrutschte. Die Frachtmaschine befand sich auf dem Weg vom Flughafen Billund über Hannover zum Flughafen Nürnberg. Beide Piloten kamen ums Leben (siehe auch Flugunfall der Star Air bei Hannover 1988).[8]
Am 25. August 1989 verschwand eine F-27-200 der Pakistan International Airlines(AP-BBF) auf einem Flug von Gilgit nach Islamabad mit 54 Insassen. Vier Minuten nach dem Start wurde der letzte Funkspruch empfangen. Das Wrack der Maschine wurde bis heute nicht gefunden; ein Absturz im Himalaya gilt als wahrscheinlich.[9]
Am 12. Februar 1990 ereignete sich ein Unfall mit einer Fokker F-27-200 der TAM Linhas Aéreas(PT-LCG), bei dem drei Menschen starben. Ein Flugkapitän in Ausbildung hatte den Sinkflug auf den Flughafen Bauru zu spät eingeleitet. Der auf dem Flug mitfliegende Ausbilder verlangte, dass der Anflug trotz der zu großen Flughöhe und der zu hohen Fluggeschwindigkeit fortgesetzt wird. Als der Flugkapitän verunsichert war, übernahm der Ausbilder das Steuer. Die Maschine setzte zu spät auf der Landebahn auf. Beim anschließenden Durchstarten wurde die Maschine zu abrupt beschleunigt, woraufhin es zu Fehlzündungen kam, die Fokker wieder zu Boden ging und mit einem PKW kollidierte. Zwei Insassen des PKW und der Flugkapitän wurden getötet, während 40 Insassen der Maschine den Unfall überlebten (siehe auch Flugunfall der TAM Linhas Aéreas in Bauru 1990).
Am 24. Februar 1990 kam es an Bord einer Fokker F-27-600 der deutschen FTG(D-AELB) zu einem beidseitigen Triebwerksausfall und Abriss des rechten Motors von der Tragfläche. Die Besatzung hatte im Rahmen eines Übungsflugs zuvor den Strömungsabriss in Landekonfiguration geprobt, worauf die Motoren mit Überhitzung und Vibrationen reagierten. Die anschließende Notlandung auf einem Feld in der Nähe von Bergisch Gladbach, etwa 12 Kilometer nördlich des Startflughafens Köln/Bonn, glückte und die zweiköpfige Besatzung konnte sich in Sicherheit bringen, die Maschine jedoch brannte aus und musste abgeschrieben werden.[10]
Am 16. Juni 2004 überrollte eine F-27-200 der Pakistan International Airlines(AP-AUR) das Ende der 1768 m langen Landebahn des Flughafens Chitral und wurde irreparabel beschädigt. Alle 40 Insassen überlebten den Unfall.[12]
Am 10. Juli 2006 stürzte eine F-27-200 der Pakistan International Airlines(AP-BAL) kurz nach dem Start von Multan ab. Alle 45 Personen an Bord kamen ums Leben. Der Kapitän hatte den Start trotz eines Triebwerksschadens noch während des Startlaufs fortgesetzt; es kam zum Strömungsabriss. Der Triebwerksschaden selbst war durch Wartungsfehler verursacht worden.[13]
Technische Daten
Eine F-27-100 der Aer Lingus, die die erste Maschine dieses Typs erwarb (Manchester Airport, 1965)