Die Welt | |
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Beschreibung | Tageszeitung |
Sprache | Deutsch |
Verlag | Axel Springer SE (Deutschland) |
Hauptsitz | Berlin |
Erstausgabe | 2. April 1946 |
Erscheinungsweise | montags bis samstags |
Verkaufte Auflage | 74.388 Exemplare |
(IVW 3/2020, Mo–Fr) | |
Reichweite | 0,70 Mio. Leser |
(MA 2020 I) | |
Chefredakteurin | Dagmar Rosenfeld |
Herausgeber | Stefan Aust |
Weblink | welt.de |
Artikelarchiv | Mai 1995 ff. |
ISSN (Print) | 0173-8437 |
CODEN | WLTTA |
Die Welt (Eigenschreibweise seit 2015: DIE WeLT)[1] ist eine überregionale deutsche Tageszeitung der Axel Springer SE.[2] Von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs in der britischen Besatzungszone in Hamburg gegründet, erschien sie erstmals am 2. April 1946 und wurde 1953 vom Verleger Axel Springer übernommen.
Das Blatt wird dem bürgerlich-konservativen Spektrum zugerechnet.[3][4] Wirtschaftspolitisch gilt sie als „deutlich marktliberal eingestellt“.[3] Der Redaktionssitz von Welt und Welt am Sonntag befindet sich in Berlin.
Die Welt wird in 130 Ländern verkauft und erscheint im Nordischen Format. Ihre Hauptkonkurrenten sind die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. Die verkaufte Auflage beträgt 74.388 Exemplare, ein Minus von 65,9 Prozent seit 1998.[5]
Die Welt ist Gründungsmitglied der Leading European Newspaper Alliance (LENA), in der sie zurzeit mit den ausländischen Tageszeitungen El País (Spanien), La Repubblica (Italien), Le Figaro (Frankreich), Le Soir (Belgien) sowie dem Tages-Anzeiger und der Tribune de Genève (beide Schweiz) in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet.[6]
Die Welt war eine Gründung der britischen Militärregierung und erschien zum ersten Mal am 2. April 1946 zum Preis von 20 Pfennig. Das Konzept der Zeitung war, Fakten scharf von Kommentaren zu trennen, in den Leitartikeln kamen gegensätzliche Standpunkte zur Sprache. Unter dem seit Frühjahr 1946 amtierenden Chefredakteur, dem SPD-Mitglied und ehemaligen Insassen des KZs Bergen-Belsen Rudolf Küstermeier, kollidierte das Blatt mehrmals mit den britischen Besatzungsbehörden, die die Welt als PR-Organ nutzen wollten. Die Auflage stieg bis auf eine Million Exemplare, so dass beim anstehenden Verkauf 1952 an Interessenten kein Mangel herrschte. Für zwei Millionen DM erhielt Axel Springer den Zuschlag.
Unter dem ersten Springer-Chefredakteur, dem rechtskonservativen Hans Zehrer (der bereits 1946 kurzzeitig das Blatt geleitet hatte, aufgrund seiner Vergangenheit aber von den Briten abgesetzt worden war), wandelte sich das einst liberale Blatt zur „großen nationalen Zeitung“, wie sie 1965 offiziell tituliert wurde. Autoren wie Ilse Elsner, Sebastian Haffner und Erich Kuby beendeten allmählich die Mitarbeit. Für die Welt arbeiteten Journalisten wie Winfried Martini, Friedrich Zimmermann oder der ehemalige Pressechef im NS-Außenministerium Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, der von 1958 bis 1979 für die Welt schrieb.[7] Dessen damaliger Mitarbeiter Hans Georg von Studnitz sowie konservative Schreiber wie Matthias Walden und William S. Schlamm prägten kurzfristig den Charakter der Zeitung.
Während der Springer-Kampagne während der Studentenproteste in den 1960er Jahren gegen Axel Springer wurde auch Die Welt Zielscheibe von Kritik. Laut Hans-Peter Schwarz verhandelte Axel Springer Mitte der 1970er Jahre mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den Verkauf der defizitären Welt, bei dem die Welt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufgehen sollte. Springer soll sich jedoch kurz vor Vertragsabschluss gegen den Verkauf entschieden haben.[8]
Die Zentralredaktion der Welt zog 1975 von Hamburg nach Bonn und 1993 nach Berlin, die der Welt am Sonntag folgte 2001 von Hamburg nach Berlin.[9] 2002 wurden die Redaktionen von Welt und Berliner Morgenpost fusioniert.[10] 2006 wurde diese Redaktion mit der Redaktion der Welt am Sonntag und den Online-Redaktionen der drei Zeitungen zusammengelegt.[11]
Ab dem 24. Mai 2004 erschien neben der herkömmlichen Welt auch Die Welt Kompakt, in der Inhalte der großen Ausgabe auf 32 Seiten im kleineren Format zusammengestellt wurden.[12] Im Jahr 2007 schrieb Die Welt erstmals schwarze Zahlen.[13]
Am 15. Februar 2010 übernahm der bisherige Chefredakteur Thomas Schmid die Position des Herausgebers und Jan-Eric Peters wurde Chefredakteur aller Welt-Publikationen.[14] Im Oktober 2012 gab die Axel Springer AG bekannt, dass die Redaktion der Welt noch vor dem Jahresende mit der des Hamburger Abendblattes zusammengelegt wird. Die neue Zentralredaktion wurde in Berlin angesiedelt. In Hamburg blieb nur noch eine Abendblatt-Lokalredaktion bestehen.[15]
Mit dieser neuen Strategie scheint die weitere Existenz der Welt als Printversion zur Disposition zu stehen. Der Verlag wolle, so hieß es, im Falle neuer Einbrüche „keine lebensrettenden Maßnahmen“ für die gedruckte Ausgabe mehr ergreifen.[16] Von Bedeutung seien allein noch die Online-Redaktion und die Welt am Sonntag. Deshalb wurde die gesamte Redaktion auf die Online-Ausgabe ausgerichtet. Alle Inhalte werden online first veröffentlicht, weshalb die Redaktion auch durchgehend von frühmorgens bis zum späten Abend thematisch vollständig besetzt sein muss. Die Medienseite der tageszeitung fasste den Wandel so zusammen:
„Kurz vor Feierabend wird zwar noch eine Zeitung gedruckt, doch das ist eher ein Abfallprodukt dessen, was für welt.de sowieso geschrieben wurde. Eine Papierausgabe für all die treuen Abonnenten, die noch nicht gestorben sind. Fast ohne störende Anzeigen.“
Im Dezember 2012 führte Welt Online ein Bezahlmodell ein: Kostenlos waren nur noch 20 Online-Artikel pro Monat abrufbar, für darüber hinausgehende Abrufe musste ein kostenpflichtiges Abonnement abgeschlossen werden.[17] Am 9. Dezember 2013 gab die Axel Springer SE den Kauf des Fernsehsenders N24 bekannt. Der bisherige N24-Gesellschafter Stefan Aust wurde am 1. Januar 2014 Herausgeber der Welt.[18] Nach der Genehmigung durch das Bundeskartellamt im Februar 2014 wurden die Redaktionen von Welt und N24 zusammengelegt, um multimediale Nachrichten produzieren zu können.[19] Zum 1. Januar 2015 wurden die gemeinsamen Aktivitäten in der WeltN24 GmbH gebündelt.[20]
Im 2. Quartal 2014 gingen 41,5 Prozent der gemeldeten verkauften Auflage nicht an Abonnenten oder in den Straßenverkauf, sondern wurden als Bordexemplar oder per Sonderverkauf abgesetzt. Der Verlag erhält dafür keine oder wesentlich geringere Erlöse.[21] Axel-Springer-Zeitungsvorstand Jan Bayer gab im April 2015 ein klares Bekenntnis zur Zukunft der gedruckten Welt ab: Sie solle „intellektuelles Leitmedium“ werden und man investiere „sehr konsequent in Qualität“.[22] Die Berliner Lokalausgabe wurde zum 1. September 2015 eingestellt.[23] Zum 29. November 2015 wurde die WeLT am Sonntag und ab dem 30. November 2015 DIE WeLT auf ein neues Logo samt Markenauftritt umgestellt.[24]
Am 1. Januar 2016 übernahm Stefan Aust zusätzlich zur Herausgeberschaft auch den Posten des Chefredakteurs von Jan-Eric Peters.[25] Im Februar 2016 wurde ein neues Redaktionskonzept vorgestellt, nach dem es statt vierzehn acht Ressorts geben soll. Auch das Bezahlmodell änderte sich von dem Metered Model auf ein Freemium Model. Aktuelle und schnell erstellte Artikel sind danach weiterhin frei verfügbar, Hintergrundberichte und ausführliche Reportagen oder Analysen sind kostenpflichtig.[26] Zum 70-jährigen Jubiläum erschien am 2. April 2016 eine von Udo Lindenberg illustrierte Sonderausgabe.[27] Am 6. September 2016 wurde Ulf Poschardt neuer Chefredakteur.[28]
Im September 2019 gab die Axel Springer SE bekannt, dass am 31. Dezember 2019 Die Welt Kompakt und die Hamburger Lokalausgabe eingestellt werden und die Sportredaktion aufgelöst wird. Die Berichterstattung in diesem Bereich wird vom Kompetenzcenter Sport der Axel Springer SE übernommen.[29][30] In dem am 6. Oktober 2020 eröffneten Axel-Springer-Neubau in Berlin verfügen die Bereiche Print, Digital und Fernsehen erstmals über gemeinsame Räumlichkeiten.[31][32]
Die Auflage der Welt wurde von 2005 bis 2019 gemeinsam mit der Welt Kompakt ausgewiesen. In den vergangenen Jahren hat die Zeitung erheblich an Auflage eingebüßt. Sie beträgt gegenwärtig 74.388 Exemplare.[33] Die verkaufte Auflage ist in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 8,4 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr hat sie um 30,7 % abgenommen.[34] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 61,2 Prozent.
Entwicklung der verkauften Auflage[35] | Entwicklung der verkauften Auflage[36] |
Unter dem Namen Welt Online wurde das Nachrichtenportal der Welt-Gruppe im Internet entwickelt.[37] Die Website der Zeitung wurde 1995 gestartet und bietet ein elektronisches Zeitungsarchiv aller Artikel seit der Digitalisierung ab Mai 1995. Ein PDF-Ganzseitenarchiv erlaubt ferner das Herunterladen von einzelnen Seiten, ausgewählten Rubriken (z. B. Titel, Deutschland, Ausland) oder einer kompletten Ausgabe der seit dem 9. Januar 2001 erschienenen Nummern.
Am 10. September 2012 wurde der Internetauftritt in Die Welt umbenannt und zum Kern der Veröffentlichungen gemacht. Ziel ist es, einen einheitlichen Namensauftritt aller Medien der Welt-Gruppe zu erreichen; ausgenommen davon ist die Zeitung Welt am Sonntag.[38]
Am 12. Dezember 2012 führte Die Welt als erste überregionale Tageszeitung in Deutschland für ihren Internetauftritt ein Bezahlsystem ein.[39] Nutzer können seitdem pro Kalendermonat 20 Artikel kostenlos abrufen, danach wird beim Abruf eines weiteren Artikels der Abschluss eines Abonnements verlangt.[40] Dieses kostet (Stand September 2013) mindestens 4,49 Euro für einen Monat.
Nach dem ersten halben Jahr mit einer Paywall zog der General Manager der digitalen Welt-Produkte (Welt Digital) bei einer Tagung des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger eine erste Zwischenbilanz. Die konkrete Zahl der Zahler nannte er nicht; er bezeichnete sie als „ermutigend“.[41] Nach eigenen Angaben betrug die Zahl der digitalen Abonnenten der Welt zum 30. Juni 2013 mehr als 47.000.[42] Diskutiert wird allerdings die Aussagekraft der Zahlen hinsichtlich der Bereitschaft für Inhalte im Internet zu zahlen, da das Abo unter anderem in Kombination mit einem iPad mini beworben und verkauft wurde.[43] Im Juni 2016 hatte Die Welt mehr als 75.000 digitale Abonnenten.[44] Seit 2020 ist auch das Kommentieren von Artikeln nur noch mit einem Abo möglich. Am 15. September 2015 wurde die digitale Zeitung Welt Edition eingeführt. Sie ist die weiterentwickelte Version der bisherigen iPad-App Welt HD und das erste Angebot, das unter dem neuen Markendach Welt erschienen ist.[45]
Mit der Zusammenlegung von Die Welt und N24 unter dem Dach von WeltN24 hat sich welt.de zum gemeinsamen Nachrichtenportal gewandelt.[46] Die Welt gehört zu den 50 meistbesuchten Websites in Deutschland.[47]
Seit 1999 verleiht Die Welt den internationalen WELT-Literaturpreis, mit dem sie an den Publizisten Willy Haas erinnern will. Der Preis ist seit 2018 mit 12.000 Euro (zuvor mit 10.000 Euro) dotiert und wird jährlich vergeben. Die bisherigen Preisträger sind:
Seit 2010 lässt die Kulturredaktion einmal jährlich sogenannte Künstlerausgaben der Zeitung durch namhafte Bildende Künstler frei nach deren Vorstellung gestalten. Diese Kunstaktionen tragen stets den Titel Die Welt der/des [Künstlername]. Bis jetzt waren das
In einem vergleichenden Beitrag zur redaktionellen Behandlung und Moderation von Leserkommentaren beschäftigte sich der Journalist Stefan Niggemeier im März 2008 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den Leser-Kommentarbereichen mehrerer im Netz verfügbarer Medien. Über Welt Online schrieb er: „Auch die Kommentarbereiche auf Welt Online sind ein unwirtlicher Ort – und gelten teilweise als Spielwiese für Rechtsradikale, Spinner und Hetzer aller Art.“[61] 2019 kritisiert Niggemeier die enge Kooperation der Welt mit Volkswagen zur Ausgabe vom 7. Mai 2019, welche unter anderem den VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess zum „Co-Chefredakteur“ machte.[62] Als Folge von drei Beschwerden über diese Ausgabe (eine davon mit Beteiligung Niggemeiers[63]) sprach der Deutsche Presserat eine Missbilligung wegen Verstoßes gegen den Pressekodex aus.[64]