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Made for minds.[1] | |
Hörfunksender (öffentlich-rechtlich) | |
Programmtyp | Auslandsrundfunk |
Empfang | DAB+, Livestream, Kurzwelle, Satellit und über DVB-C |
Empfangsgebiet | Welt |
Sendestart | 3. Mai 1953 |
Eigentümer | Bundesrepublik Deutschland |
Sendeanstalt | Deutsche Welle |
Intendant | Peter Limbourg[2] |
Programmchef | Gerda Meuer |
Nachrichtenchef | Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge |
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Website |
Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland und Mitglied der ARD. Die deutschen Standorte befinden sich in Bonn und Berlin, wobei Bonn als Sitz der Anstalt des öffentlichen Rechts fungiert. Es wird in rund 30 Sprachen gesendet. Lange wurden die Programme ausschließlich über Kurz- und Mittelwelle ausgestrahlt.[3] Heute nutzt der Programmanbieter neben Kurzwellensendungen, die Satellitenübertragung[4], Internet-Livestream und in manchen Ländern lokal das UKW-Band. Die Deutsche Welle arbeitet heute trimedial:[5] Fernsehen (DW-TV), Radio und Internet (dw.com). Der Journalist Peter Limbourg ist seit 1. Oktober 2013 Intendant der Deutschen Welle.
Die Aufgabe der DW ist es gemäß § 4 Deutsche-Welle-Gesetz,[6] Deutschland als europäisch gewachsene Kulturnation und freiheitlich verfassten demokratischen Rechtsstaat verständlich zu machen – und insgesamt das Verständnis und den Austausch der Kulturen und Völker zu fördern. Damit ist sie einer der Träger der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Die Planung ihrer Aufgaben übernimmt die DW selbst für einen Zeitraum von jeweils vier Jahren bei jährlicher Fortschreibung (§ 4a DWG). Diese Aufgabenplanung leitet sie nach dem Beschluss der Bundesregierung über den jeweils nächsten Bundeshaushalt und Finanzplan dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung zu.[7] Durch den Rundfunkrat mit Zustimmung des Verwaltungsrates und unter Einbeziehung von Stellungnahmen des Bundestages, der Bundesregierung und der interessierten Öffentlichkeit entscheidet die DW dann über diese Aufgabenplanung (§ 4b DWG). Die Planung wird ergänzt durch eine fortlaufende Evaluierung, über die für jeden vierjährigen Planungszeitraum ein Bericht erstellt wird (§ 4c DWG).[8] Der Sender soll als "der deutsche Auslandssender zu (tages)aktuellen Weltgeschehnissen die deutsche Sicht darstellen"[9] Der Intendant leitet die Deutsche Welle selbständig, hauptverantwortlich und ist für die Programmgestaltung und für den gesamten Betrieb der Anstalt verantwortlich.[10]
Als Anspruch an ihre Inhalte hat die DW formuliert, sie wolle ein „profundes und verlässliches Informationsangebot“ zur Verfügung stellen. Die Inhalte der Programme haben einen Schwerpunkt auf Nachrichten, Dokumentationen und Kulturberichterstattung. Inhalte (Hörfunk, Fernsehen und online) werden in 30 Sprachen produziert (Stand 2018).[11]
Die DW sendet 24-stündige Fernsehprogramme einem weltweiten Publikum auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Arabisch.
Die Rundfunkanstalt des Bundesrechts DW ist eine gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts. Als solche untersteht sie der Rechtsaufsicht durch die Bundesregierung.[12] Zur Wahrung der Pressefreiheit der DW ist allerdings eine Fachaufsicht ausgeschlossen. Der Intendant untersteht lediglich dem Rundfunkrat und dem Verwaltungsrat und ist diesen gegenüber verantwortlich.[10]
Der Rundfunkrat besteht aus 17 Mitgliedern: je zwei vom Bundestag und vom Bundesrat gewählten, drei von der Bundesregierung benannten und zehn Mitgliedern, die ein festgelegter Kreis von Gruppen und Organisationen benennt.[13] Der Verwaltungsrat, der die Geschäftsführung des Intendanten außerhalb der Programmgestaltung überwacht, besteht aus 7 Mitgliedern. Die Mitglieder der Räte sind weder an Aufträge noch an Weisungen gebunden.[14] Die Amtszeit vom Rundfunkrat und vom Verwaltungsrat beträgt fünf Jahre.
Die zehn gesellschaftlichen Gruppen, die Vertreter in den Rundfunkrat entsenden, sind: Evangelische Kirche, Katholische Kirche, Zentralrat der Juden in Deutschland, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände im Einvernehmen mit dem Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT), gewerkschaftliche Spitzenorganisationen, Deutscher Sportbund, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Rechtsnachfolger der in ihr aufgegangenen InWent gGmbH, Deutscher Kulturrat, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Hochschulrektorenkonferenz.
Der Rundfunkrat vertritt die Interessen der Allgemeinheit und überwacht die Einhaltung der Programmgrundsätze. Er wählt den Intendanten und berät diesen in Programmangelegenheiten.[15]
Beschlüsse werden mit der Mehrheit der Stimmen der Anwesenden getroffen, wenn mindestens die Mehrheit anwesend ist, also mindestens mit 5 Stimmen bei 9 anwesenden Mitgliedern. Bei wichtigen Entscheidungen, etwa der Entlassung des Intendanten, müssen 2/3 der Mitglieder zustimmen, also mindestens 12.
Der Verwaltungsrat überwacht die Geschäftsführung des Intendanten außerhalb der Programmgestaltung.[15]
Die nicht von den Staatsorganen Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat gewählten bzw. benannten Mitglieder werden als Vertreter*in gesellschaftlicher Gruppen und Organisationen vom Rundfunkrat gewählt.
Auch wenn die DW wie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist, erhält sie keine Zuwendungen aus den Rundfunkbeiträgen. Die Finanzierung der DW wird maßgeblich mit Steuergeldern aus dem Bundeshaushalt finanziert. Die Deutsche Welle erhält ihren Zuschuss über den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der seinerseits im Bundeshaushalt dem Einzelplan der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramts zugeordnet ist.[17] Daneben ist es der Deutschen Welle erlaubt, sonstige Einnahmen zu erzielen, etwa aus Werbung und Sponsoring (in der Diktion des Deutsche-Welle-Gesetzes „Sponsern“). Der Etat 2018 betrug 326 Millionen Euro.[18]
In der DW-Zentrale Bonn und am Standort Berlin arbeiten rund 1.500 festangestellte und annähernd so viele freie Mitarbeiter aus 60 Nationen.[11] 350 sind im Deutschen Journalistenverband organisiert, dessen Liste auch in die Personalvertretung gewählt wurde. Die Wahlbeteiligung lag bei 64 %.[19]
Die römisch-katholische und die evangelische Kirche haben bei der Deutschen Welle im Internet folgende Rubriken: Deutschland verstehen, Deutschland entdecken und Deutschland evangelisch-katholisch.[20] Die christlichen Seiten werden als sogenannte „Verkündigungsangebote“ allein von den Kirchen verantwortet.
Der Intendant Peter Limbourg arbeitet nebenbei als Berater der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und ist Mitglied der Diözesanleitung der Malteser.
Rundfunkratsvorsitzender und damit oberster DW-Kontrolleur ist seit 2014 Karl Jüsten. Der Prälat ist im Hauptberuf Leiter des Katholischen Büros in Berlin, einer Lobbyorganisation der römisch-katholischen Kirche.[21]
Die DW Akademie ist das internationale Zentrum der Deutschen Welle für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Aus- und Fortbildung. Sie arbeitet mit Partnersendern, Organisationen und Universitäten weltweit zusammen. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Aufbau und der Stärkung von freien Medien in über 50 Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern. Finanziert wird die Arbeit überwiegend durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.[22] Weitere Mittelgeber sind das Auswärtige Amt und die Europäische Union.
An den Standorten Bonn und Berlin führt die Akademie professionelle Medientrainings durch. International erfahrene Medienexperten bereiten in diesen Schulungen Fach- und Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Organisationen auf öffentliche Auftritte im In- oder Ausland vor und vermitteln Kompetenzen in Bereichen wie Social Media oder Krisenkommunikation.
Die bilinguale Volontärsausbildung der Deutschen Welle ist in der DW Akademie angesiedelt. Die Nachwuchsjournalisten durchlaufen hier eine 18-monatige Ausbildung und werden in den drei Bereichen Fernsehen, Radio und Online geschult. In Kooperation mit der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bietet die DW Akademie den Masterstudiengang „International Media Studies“ an.
Leiter der Akademie seit September 2018 ist Carsten von Nahmen. Ab Februar 2017 berichtete er zuvor als Senior Correspondent für das DW-Studio Washington. 2014 wurde von Nahmen stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Hauptabteilung Nachrichten der DW. Bis Mai 2018 leitete Christian Gramsch als Direktor die DW Akademie, bis zum 1. November 2013 Multimediadirektor Regionen der DW. Er folgte auf Gerda Meuer, die unter anderem als Korrespondentin für die entwicklungspolitische Presseagentur Inter News Service und als stellvertretende Chefredakteurin im Radioprogramm der Deutschen Welle gearbeitet hat. Sie ist seit dem 1. November 2013 Programmdirektorin des Senders.[22]
Die DW Akademie geht auf das Deutsche Welle Ausbildungszentrum (DWAZ) zurück. Dieses nahm 1965 seine Arbeit auf und war zunächst als Instrument der Medienförderung für Afrika, Asien und Lateinamerika vorgesehen.[23] Im selben Jahr fand in Köln das erste Training für drei Hörfunktechniker von Radio Ruanda statt. Seit 1970 gibt es auch Schulungen für Fernsehmitarbeiter. Das dafür in Berlin gegründete DWAZ Fernsehen war an den Sender Freies Berlin angegliedert.
In Tunis fand 1971 das erste Training außerhalb Deutschlands statt, um Sportjournalisten auf die Berichterstattung über die Olympischen Spiele in München vorzubereiten. Nach der deutschen Wiedervereinigung bot das DWAZ 1990 erstmals Trainings für Medienschaffende aus Osteuropa an. Zwölf Rundfunkjournalisten aus Polen und Ungarn nahmen an einem Management-Kurs in Deutschland teil. 1992 erreichte das DWAZ Indien mit einem Training bei All India Radio.
Im Jahr 1996 wurden die beiden Ausbildungszentren für Hörfunk und Fernsehen unter dem Dach der Deutschen Welle gebündelt. Die zusammengeführten Einrichtungen hießen fortan Fortbildungszentrum DWFZ. Infolge von Umstrukturierungen entstand 2004 die DW Akademie, die seit dieser Zeit auch regelmäßig Medientrainings für die Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes durchführt. In der DW Akademie bündeln sich das DWFZ und die Bereiche der journalistischen Aus- und Fortbildung der DW.
Die DW ging am 3. Mai 1953 erstmals auf Sendung.
Ein Vorgänger mit ähnlichem Namen war die Deutsche Welle GmbH, die im August 1924 von Ernst Ludwig Voss in Berlin gegründet wurde und vom 7. Januar 1926 an regelmäßig sendete. Ihre Eigentümer waren zunächst zu 70 % die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft und zu 30 % das Land Preußen. Ab 1931 sendete die Deutsche Welle aus dem Berliner Haus des Rundfunks. Am 1. Januar 1933 wurde die Deutsche Welle GmbH offiziell in die Deutschlandsender GmbH überführt.
Der Sender sieht sich in der Tradition des ersten deutschen Auslandsrundfunks, des Weltrundfunksenders der Weimarer Republik.[24] Der Weltrundfunksender wurde 1933 vom NS-Regime in Deutscher Kurzwellensender umbenannt.
Die Deutsche Welle ging am 3. Mai 1953 mit deutschsprachigem Hörfunk auf Kurzwelle erstmals auf Sendung. Die Grußadresse „an die lieben Landsleute in aller Welt“ wurde vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gesprochen.[25] Am 11. Juni 1953 wurde zwischen den Mitgliedern der ARD der Vertrag über die Einrichtung des gemeinsamen Kurzwellenprogramms „Deutsche Welle“ unterzeichnet. Die Verantwortung für das Programm lag zunächst beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), später beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln, so dass dessen jeweiliger Intendant auch für die „Deutsche Welle“ verantwortlich war. Im Oktober 1954 startete die Deutsche Welle Radiosendungen auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Polnisch.[25]
Im Jahr 1960 wurde die „Deutsche Welle“ per Bundesgesetz eine eigenständige Anstalt des öffentlichen Rechts. Das am 26. Oktober 1960[26] vom Deutschen Bundestag verabschiedete Gesetz über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts vom 29. November 1960 legte fest, dass die Deutsche Welle als Kurzwellensender Rundfunksendungen für das Ausland und der mit diesem Gesetz ebenfalls gegründete Deutschlandfunk Rundfunksendungen für (ganz) Deutschland und das europäische Ausland produzieren sollten.[27] Mit Inkrafttreten des Gesetzes am 16. Dezember 1960 galten die beiden neuen Anstalten nach § 33 als errichtet.[27] Der Auftrag der ARD an den WDR, die „Deutsche Welle“ als Gemeinschaftseinrichtung zu betreiben, erlosch. Die DW mit Sitz in Köln trat jedoch am 7. Juni 1962 der ARD bei, so dass die ursprüngliche Verbindung der ARD mit der DW wieder hergestellt wurde.
1962 wurde das Hörfunkprogramm erweitert, seitdem wird zusätzlich auf Persisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Serbisch und Kroatisch gesendet. 1963 folgte Kisuaheli und Haussa für Afrika, Indonesisch sowie Bulgarisch, Rumänisch und Slowenisch. Im gleichen Jahr verschickte die DW auch erstmals Filmkopien für das Fernsehen. Ab 1964 sendete die DW auch auf Griechisch, Italienisch, Hindi und Urdu, ab 1970 auf Paschtu und Dari.
1974 begannen in Köln die Bauarbeiten an dem von der Planungsgruppe Stieldorf entworfenen neuen Funkhaus am Raderberggürtel für die DW sowie den DLF, dessen Einweihung im Jahr 1980 stattfand.
RBI-Einstellung
Mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde der Sendebetrieb von Radio Berlin International (RBI), dem Auslandsdienst der DDR, eingestellt. Einige Mitarbeiter von RBI fanden fortan bei der Deutschen Welle Arbeit, und auch Teile der Sendetechnik, inklusive der Sendeanlage in Nauen und deren Frequenzen, wurden übernommen.
Neue Sprachenprogramme 1992
Am 1. April 1992 begann der Sender mit dem deutsch- und englischsprachigen Fernsehprogramm DW-TV aus Berlin in das aktive Fernsehzeitalter. Die Programme werden über Satellit ausgestrahlt und in den Folgejahren weiter ausgebaut. Inzwischen wird auch auf Spanisch und Arabisch gesendet. In DW-TV ging das wenige Jahre zuvor gestartete RIAS-TV auf. 1992 begann die DW auch mit Sendungen auf Albanisch.
Deutschlandfunk-Auflösung
Im Vorfeld der neuen Rundfunkstruktur des Bundes, die 1994 zur Auflösung des Deutschlandfunks als eigenständige Rundfunkanstalt bzw. dessen Überführung in die Sendeanstalt Deutschlandradio führte, übernahm die Deutsche Welle 1993 einige Fremdsprachensendungen des DLF. Ein Jahr später startete die DW unter „www.dwelle.de“ ihre Webpräsenz und war damit die erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland, die im World Wide Web vertreten war.
Kürzungen
Die DW leidet unter massiven finanziellen und personellen Kürzungen. Binnen fünf Jahren wurde der Haushalt bis 2004 um ca. 75 Millionen Euro zurückgefahren. Die Zahl der Stellen ist seit 1994 von 2200 auf 1200 reduziert worden. Die seit Herbst 2005 amtierende Bundesregierung hat in dem vom Bundestag beschlossenen Haushalt 2006 allerdings wieder eine Erhöhung des Etats durchgesetzt. Ende der 1990er Jahre stellte die DW zahlreiche Redaktionen ein. 1998 beendete sie ihr Angebot auf Dänisch, Norwegisch, Niederländisch, Italienisch und Sanskrit. Ende 1999 folgten Japanisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch. Was die spanische Redaktion betrifft, wurde nur der Hörfunk eingestellt. Als Grund für die Kürzungen gab die DW die mangelnde Nachfrage in den Zielländern an. Insbesondere die zweite Kürzungsrunde war aber auch den Mittelkürzungen des Bundes (s. o.) geschuldet.
Neue Programme
Im Jahr 2000 begannen Programme in ukrainischer Sprache, und 2001 begann die DW mit der Ausstrahlung des Fernsehprogramms „German TV“, das zunächst nur in Nordamerika über Pay-TV-Plattformen vermarktet und ab 2002 als Vollprogramm ausgestrahlt wurde. Allerdings konnten gerade deshalb nicht genügend Zuschauer gewonnen werden, so dass der Sender Anfang 2006 seinen Betrieb einstellte. Auf dem ehemaligen „German TV“-Programmplatz wird seitdem in Nordamerika das Fernsehprogramm DW-TV verbreitet. 2002 startete die Deutsche Welle ihr arabischsprachiges TV-Angebot. Via Nilesat ist es in mehr als 20 Ländern zu empfangen.[28]
Am 11. September 2001 sendete das Deutsche Hörfunk-Programm ab 17 Uhr (MEZ) insgesamt 48 Stunden nonstop Live über die Anschläge auf das World Trade Center.
Umzug in den Schürmann-Bau
Anlässlich des 50. Jubiläums des Senders im Jahr 2003 (Festakt war am 27. Juni) zog die Deutsche Welle von Köln nach Bonn in den Schürmann-Bau im Bundesviertel um. Ein Grund war die Asbestbelastung in den Räumen des alten Funkhauses. In den 1960er/1970er Jahren war es gängige Praxis – und auch von der BAM empfohlen –, Hochhäuser in Stahlkonstruktion mit Spritzasbest als Feuerschutz zu ummanteln. Von der ursprünglich geplanten Sprengung des Gebäudes sah man wegen der Bedenken des benachbarten Deutschlandradios ab, das asbestbelastete Gebäude soll nun etagenweise rückgebaut werden.[29][30]
Die Umzugskosten wurden im Geschäftsbericht 2002 mit mehr als 15 Millionen Euro veranschlagt. Am neuen Standort in Bonn werden nur mehr die Hörfunksendungen produziert. Die Fernsehsendungen der Deutschen Welle kommen aus Berlin. Das Online-Angebot der Deutschen Welle wird in Berlin und Bonn produziert und bietet Inhalte in 30 Sprachen.
Neues DW-Gesetz 2004
Der Bundestag verabschiedete am 28. Oktober 2004 ein neues DW-Gesetz, das die Deutsche Welle im Gegensatz zu anderen öffentlich-rechtlichen Programmen als trimedial definiert und somit den Onlineauftritt DW.com zu einem gleichberechtigten Medium neben DW-TV und DW-Radio macht. Seit 2004 vergibt die Deutsche Welle durch eine internationale Jury die Blog-Awards The BOBs.
Am 6. Oktober 2006 wurden die Journalistin Karen Fischer und der Techniker Christian Struwe in Afghanistan erschossen.[31][32][33]
Mehrmals wurde der Transponder von DW-TV auf Hotbird absichtlich gestört, zuletzt vom 10. bis zum 13. Februar 2010 anlässlich des 31. Jahrestages der Islamischen Revolution. Nach Aussagen des Satellitenbetreibers Eutelsat konnte man den Störsender eindeutig in der Umgebung des Iran lokalisieren.[34]
2006 beschäftigte der Sender 1444 Mitarbeiter.[35] 2011 gab es je etwa 1500 festangestellte und freie Mitarbeiter.[36]
Neue Aufgabenplanung 2011
Am 7. April 2011 beschloss der Deutsche Bundestag eine neue Aufgabenplanung für den Sender.
In der Aussprache wurde von der Linkspartei, die als einzige gegen den Entwurf gestimmt hatte, insbesondere kritisiert, dass sich der Sender bei der Programmgestaltung mit dem Auswärtigen Amt, dem Verteidigungsministerium sowie dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit abstimmen solle.[39]
Der Deutsche Journalisten-Verband bemängelt, dass gerade in zensierten Medienmärkten Informationsseiten im Internet leichter als Radioprogramme „restlos einzuschränken“ sind.[40]
Der Deutsche Kulturrat wies bei Einstellung der Kurzwellenausstrahlung Ende Oktober 2011 darauf hin, dass kein anderer Frequenzbereich eine so große Reichweite wie die Kurzwelle aufweise und „so autonom von Deutschland aus in die Welt strahlen“ könne: „Auch das Internet ist keine sichere Alternative zur Kurzwelle, da es durch Eingriffe in den Empfängerländern zensiert, behindert und sogar vollkommen abgeschaltet werden kann. Gerade in einer Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche, nicht nur im arabischen Raum, ist es fahrlässig auf ein solches autonomes Übertragungsmedium wie die Kurzwelle für die Ausstrahlung des deutschsprachigen Programms zu verzichten.“[41]
Relaunch 2012
Am 6. Februar 2012 unterzog sich die Deutsche Welle einem kompletten Relaunch und stellt seitdem in Ansagen die Abkürzung DW stärker als zuvor in den Vordergrund. Beim Relaunch wurde die spanischsprachige Sendestrecke DW (Español) für Lateinamerika von zwei auf 20 Stunden täglich ausgeweitet.[42] Zeitgleich wurde das neue Online-Angebot unter der Domain www.dw.de neu aufgesetzt.[43]
Kampf um Deutungshoheit
Im November 2013 forderte der neue Intendant Peter Limbourg mehr Geld für ein größeres Programmangebot in englischer Sprache.[44] Hintergrund ist eine zunehmende globale Konkurrenz von Auslandssendern, etwa des Iran.[45] Im Zuge dieser geostrategischen Neu-Ausrichtung strich die DW ihr Angebot auf Bengalisch und Portugiesisch für Afrika: Limbourg „möchte das Programm künftig stärker auf Entscheider in Großstädten ausrichten, Eliten also, die in für Deutschland wichtigen Ländern leben und Englisch verstehen.“ ([46]) Im September erklärte Limbourg: „Unsere Werte in der Welt zu verbreiten ist eine nationale Aufgabe… Oder wollen wir Russia Today, Al-Dschasira und CCTV-News die Deutungshoheit über die internationale Politik überlassen?“ ([47]) Das dreisprachige Online-Portal Qantara.de zum Dialog mit der arabischen Welt soll fortgeführt werden.
Zusammenarbeit mit CCTV
Anfang September 2014 gab Intendant Peter Limbourg bekannt, dass die Deutsche Welle mit dem chinesischen Staatsfernsehen China Central Television (CCTV) zusammenarbeitet.[48] Reporter ohne Grenzen protestierte dagegen.[49] Im August des gleichen Jahres hatte die Deutsche Welle einer chinesischen Bloggerin aus anderen Gründen gekündigt.[50]
Der englischsprachige Nachrichtensender DW News soll ab dem 22. Juni 2015 senden.[51][52]
Für ihre inhaltlichen Angebote nutzt die Deutsche Welle für ihre Hörfunkprogramme neben Kurzwellensendungen, die Satellitenübertragung[4], Internet-Livestream und in manchen Ländern lokal das UKW-Band. Nach eigenen Angaben arbeitete die DW mit 5000 Partnersendern zur lokalen Verbreitung der Programme zusammen. Für Teile Afrikas, wo nach Ansicht der DW viele Menschen nach wie vor über Radio zu erreichen seien, ist die DW weiterhin über Kurzwelle zu empfangen. Das TV-Programm wird über diverse Satellitenkanäle verbreitet und in Kabelnetze eingespeist. Die DW-App stellt online Inhalte der DW zur Verfügung.[11]
Die Deutsche Welle beteiligte sich stark an technischen Entwicklungen, um die Kurzwellenübertragung durch die Verwendung von Digitaltechniken heutigen Standards anzupassen und diesen Übertragungsweg weiter zu nutzen. Favorisiert wurde von der DW die Technik des Digital Radio Mondial-Konsortiums. 2008 startete sie mit der britischen BBC das Projekt BBC & DW. Dieses wurde aber mangels Erfolgs auf Hörerseite bald wieder eingestellt.
Die DW bestätigt Empfangsberichte mit einer QSL-Karte.
Am 25. August 2014 gab der Sender bekannt, dass die journalistischen Inhalte auch über das Satellitennetz von Outernet verbreitet werden sollen.
Im Jahr 2016 kann die Deutsche Welle auf Kurzwelle in Asien in den Sprachen paschtunisch und Dari sowie in Afrika in den Sprachen amharisch, englisch, Hausa, französisch und Swahili empfangen werden. Die Sendungen auf Portugiesisch für Afrika[53] werden seit Oktober 2014 nicht mehr auf Kurzwelle, sondern nur noch über Satellit und Partnersender ausgestrahlt. Die Sendungen auf UKW in der Region um die ruandische Hauptstadt Kigali sind im März 2015 mit der Schließung dieser letzten Relaisstation der DW eingestellt worden.[54]
Außerdem können die Radioprogramme der DW über sechs Satelliten aufgenommen werden, deren Empfangsgebiet dem terrestrischen Empfang entspricht (westliches Asien und Afrika; gleiches Programmangebot). Zusätzlich dazu besteht noch eine Ausstrahlung auf griechisch.[55]
Für den asiatischen Raum sendet die DW über Asiasat-7 (105,5° East) ihr Programm DW Deutsch und DW English.[56] Ab 2007 kann die Deutsche Welle Radio in den Sprachen Dari, Amharisch, Hausa, Paschtunisch und Swahili über Kurzwelle empfangen werden.
Die Ausstrahlungen der Deutschen Welle wurden in ihrer Geschichte immer wieder aus politischen Gründen gestört. Im Kalten Krieg wurden die Sendungen für Osteuropa durch technische Mittel behindert. Aber auch danach kam es immer wieder zu Störversuchen in einzelnen Ländern.
Das seit 1965 bestehende DW-Programm für Äthiopien war immer wieder von Jamming betroffen. 2007 intervenierte die deutsche Bundesregierung in Addis Abeba, nachdem monatelang DW-Programme gestört worden waren. 2010 beklagte Intendant Erik Bettermann erneut die gezielte Störung des Hörfunkprogramms für Äthiopien. Vor Beginn und während der Parlamentswahlen in Äthiopien um den 23. Mai 2010 wurde mit Störsendern auf die Kurzwellenfrequenzen des Amharischen Programms der Deutschen Welle eingewirkt. Die Inlandsmedien in Äthiopien werden laut Bettermann zensiert. Auch andere Auslandssender wurden in dieser Zeit in Äthiopien gestört.[57]
2011 protestierte Bettermann beim Iran gegen die gezielte Störungen von DW-TV über dessen Satellitenkanal dort. Gestört wurde der Satellit Hot Bird 8, der Signale für Europa und angrenzende Regionen ausstrahlt, u. a. auch den Iran. Da Hot Bird 8 auch als Zuspieler für den Satelliten Nilesat und den Provider des Live-Streams über DW-WORLD.DE genutzt wird, kam es auch hier zu Ausfällen. Auch die Hörfunk- und insbesondere die Internet-Angebote der Deutschen Welle waren von Zensurmaßnahmen des Iran betroffen.[58]
Bereits am 7. und 8. Dezember 2009 wurde der auch von DW-TV genutzte Transponder auf Hotbird 8 gestört. Nach Ansicht der Deutschen Welle, die sich auf den Satellitenbetreibers Eutelsat beruft, konnte man den Störsender eindeutig im Iran lokalisieren.[59] Eutelsat versuchte durch Hochfahren der Sendeleistung den störungsfreien Empfang zu ermöglichen. Daraufhin wurde auch das Störsignal verstärkt.[60] Als Ursache für die Störungen wird die Zensur der Berichterstattung über die Unruhen und die Proteste von Oppositionellen im Iran vermutet.[60] Vom 10. bis zum 13. Februar 2010, also im Umfeld des 31. Jahrestages der Islamischen Revolution, kam es erneut zu Störungen.[61]
Auch in mehreren anderen Ländern beklagten mehrere Auslandssender aus dem Globalen Norden, darunter die DW, würden Ausstrahlungen über Satellit und Kurzwelle gestört und Internetseiten geblockt.[57]
Die Ausstrahlung des linearen deutschsprachigen Radioprogramms über Kurzwelle, sowie aller anderen Verbreitungswege wurde am 29. Oktober 2011 eingestellt.[62]
Die DW strahlte seit Anfang 2007 ihre Programme im Kurzwellenbereich von dem Standort Woofferton in England durch den Provider VT Communications aus. Bis dahin wurde in Deutschland die Kurzwellensendeanlage Wertachtal verwendet. Die Deutsche Welle sendete bis in die 1990er bzw. Anfang der 2000er Jahre ihre Hörfunkprogramme aus Deutschland auch von der Großfunkstelle Nauen und dem Kurzwellenzentrum Jülich.
Die DW betrieb in ihrer Geschichte mehrere Relaisstationen, darunter in Trincomalee – Sri Lanka, Kigali – Ruanda sowie in Sines – Portugal. Von dem Kurzwellenrelais in Sines wurden unter anderem auf 3995 kHz-Sendungen im DRM-Modus ausgestrahlt. Sender im LW-, MW- und UKW-Bereich wurden für die Verbreitung von Programmen der Deutschen Welle in Deutschland nicht eingesetzt. Hingegen wurden an manchen ausländischen Standorten der DW, wie der 1996 stillgelegten Relaisstation Cyclops in Malta, auch Mittelwellensender eingesetzt. Ebenfalls nicht mehr verwendet wird die Relaisstation in Antigua in der Karibik, da die DW die Kurzwellensendungen für Nord- und Südamerika eingestellt hat.
In Europa war zumeist ausreichender bis guter Empfang des deutschsprachigen Programms auf der Kurzwellenfrequenz 6075 kHz (49-Meter-Band) möglich. Einige afrikanische Dienste wurden bis 2013 auf Kurzwelle ausgestrahlt.[63]
Die ProSieben-Sketchshow Switch parodierte 1997 und 1998 die Deutsche Welle als Deutsche Welle Polen. Der Gruß lautete immer: „Hier ist deutsches Welle Polen. Mit Übertragung in Farbe. Und bunt.“ Der Spruch ist auch der Spruch der Switch-DVDs.[64]
Die Deutsche Welle sorgte im Frühjahr 2020 für Schlagzeilen, nachdem die TAZ einige Schilderungen von Mitarbeitern veröffentlicht hat. Seit Jahren, so Mitarbeiter, leiden sie unter dem Arbeitsklima. Es sei die Rede von Rassismus, Mobbing und systematischer Unterdrückung von Kritik.
Ein Teamleiter der Sportredaktion sei durch antisemitische Aussagen und Mobbing aufgefallen. Die TAZ schrieb weiter: "Aus einer internen Beschwerdemail von November 2017 an die damalige Chefredakteurin Ines Pohl wird aber auch klar, dass der Fall zuvor ein Jahr lang verschleppt und Hinweise nicht mit der nötigen Entschlossenheit verfolgt wurden". Der Mann wurde ein Jahr später 2018 entlassen.
Eine Gruppe von Mitarbeitern der Redaktion Arabisch schrieb 2018 einen Brief an die Senderleitung. Der Brief begann mit: „Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der arabischen Redaktion und von der Produktion, sind zutiefst besorgt". Anlass für das Schreiben war die Drohung eines Mannes den Finger seiner Arbeitskollegin zu brechen. Die Verfasser wollten klarstellen, dass der Vorfall nicht isoliert zu betrachten sei. So schrieben sie auch man habe "leider den Eindruck, dass die Führungskultur in der arabischen Redaktion zu einem Großteil auf Demütigungen, Einschüchterungen und Manipulation“ basiere. Die Enttäuschung bei der Gruppe war insofern groß, weil von der Leitung keine Verbesserung in Aussicht gestellt worden war. Des Weiteren widerspiegeln sich, so die 16 Mitglieder der Arabisch-Redaktion, in derselben Redaktion politische Spaltungen der jeweiligen Zielländer wieder. Damit sei die gesetzliche Vorgabe das Verständnis der Kulturen zu vermitteln in den Hintergrund gerückt. Nach dem Schreiben des Briefes gaben die Verfasser an, dass keine Verbesserungen in Kraft getreten sind und von der Redaktionsleitung benachteiligt zu werden. So bestätigte ein Mitglied des Personalrats, dass bei mindestens vier dieser 16 Personen Schichtkürzungen, was beim Sender "ein gängiges Druckmittel" gegen Freie sei, nachweisbar sind.[65][66]
2018 wurde bekannt, dass ein Moderator der Deutschen Welle zwei Frauen 2016 sexuell belästigt haben soll. Eine ehemalige freie Mitarbeiterin erzählte, dass sie vergewaltigt worden sei. Eine ägyptische Bloggerin sagte sie sei in die Berliner Wohnung des Moderators gelockt und dort belästigt worden. Die Zeit veröffentlichte 2019 einen Artikel und zeigte "das Sexismusproblem der DW" auf. Laut Zeitung sei eine Gutachterin zu alarmierenden Ergebnissen gekommen und zitiert aus den schriftlich formulierten Eindrücken der Gutachterin: "Jenseits der geschilderten Übergriffe/Belästigungen scheinen arbeitsrechtliche Vorgaben missachtet zu werden, und es scheint sich eine Art 'Parallelstruktur' entwickelt zu haben, die nach eigenen Regeln funktioniert, an den Vorgaben des Hauses vorbei." Letzteres bestritt die DW.[67][68][69]