Baumpflege beinhaltet Maßnahmen an Baum und Baumumfeld zur Vermeidung von Fehlentwicklungen sowie zur Herstellung der Verkehrssicherheit und Erhaltung der Vitalität eines Baumes.
Im Wesentlichen kann grob zwischen drei verschiedenen Pflegemaßnahmen unterschieden werden:
Baumpfleger ist eine berufliche Weiterbildung aus den Berufsfeldern Gartenbau, Forstwirtschaft und Landwirtschaft.
Im Normalfall wird Baumpflege vorwiegend an Bäumen an Verkehrswegen bzw. im Siedlungsraum (Erhöhung der Verkehrssicherheit, Verminderung der Beschattung), an Naturdenkmalen durchgeführt. Wesentliche Gründe für die Notwendigkeit von Baumpflegemaßnahmen sind der unnatürliche oder räumlich begrenzte Standort und die Ansprüche des Menschen bezüglich Gesundheit, Erscheinungsbild und Sicherheit an diese Bäume. Häufige Arbeiten eines Baumpflegers sind:
Entsprechend der Definition kann nur von Baumpflege gesprochen werden, wenn es sich um fachgerechte Maßnahmen handelt, die den Baum in seiner Vitalität, Verkehrssicherheit und in seiner Entwicklung stärker fördern als schädigen.
Fachgerechte Baumpflege: Baumpflegemaßnahmen sollen
Nicht fachgerechte Baumpflege: Als nicht fachgerechte Baumpflege gelten Maßnahmen am Baum, die dem Baum mehr schaden als nützen und sein Wachstum oder seine Lebenserwartung beeinträchtigen. Hierzu gehören:
Unter Umständen kann nicht fachgerechte Baumpflege wegen Baumschädigung einen Schadensersatzanspruch begründen.
Bei Baumpflegemaßnahmen handelt es sich an städtischen und Parkbäumen bzw. an Bäumen, die nicht des Holzertrags wegen gepflanzt wurden, vorwiegend um Kronenschnittmaßnahmen.
Schnittmaßnahmen sind entweder aufbauend (Erziehungsschnitt, Kronenpflege), indem sie den Baum darin unterstützen, eine stabile und gesunde Krone aufzubauen, oder sie werden vorsorglich oder aus Gründen der Verkehrssicherheit als Sicherungsmaßnahme durchgeführt (Totholzentfernung, Lichtraumprofilschnitt, Kronenpflege, Kroneneinkürzung, Einkürzung von Kronenteilen, wie die Entfernung von Unglücksbalken, sowie die Kronensicherung). Der Kronensicherungsschnitt, als sehr intensiver Eingriff, dient der Wiederherstellung der Verkehrssicherheit, wenn der Baum (z. B. aus Gründen des Denkmalschutzes) nicht vollständig gefällt werden kann oder soll. Diese Schnittmaßnahmen sind in Regelwerken beschrieben.[1] Darin wird u. a. auch beschrieben, was als fachgerechte Maßnahme zu bezeichnen ist.
Der Obstbaumschnitt befasst sich nur mit der Krone der Obstbäume und gehört als Teil des Berufsbildes des Obstgärtners/-bauers, aufgrund deutlich anderer Anforderungen an die zu erzielenden Effekte, nicht zur Baumpflege.
Effektive Baumpflege besteht optimalerweise nicht nur in einem einzigen, intensiven Eingriff, der ohne weitere Nacharbeiten auskommen muss, sondern aus einer ständigen Pflege und Korrektur der Pflanzen durch mehrere kleine(re) Eingriffe nacheinander. Aus der Konsequenz Maßnahmen durchzuführen versucht die moderne Baumpflege, fußend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen die jeweils richtige Maßnahme durchzuführen.
Bei Schnittmaßnahmen wird das Kambium mehr oder minder verletzt. Vorrangig ist ein gutes Überwallen der Schnittwunde, um die sogenannte „Abschottung“, eine Reaktion im lebenden Teil des Holzes um Schadensbereiche von gesundem Holz abzugrenzen, gegen Schädlinge nicht zu erschweren. Zum Schutz vor mechanischen Wunden ist umsichtige und vorausgeplante Arbeitsabfolge notwendig, wobei die Vermeidung der Verletzung vor der Wundversorgung im Vordergrund steht. Zur fachgerechten Ausführung von Baumpflegemaßnahmen gehört auch der korrekte Umgang mit den Werkzeugen.
Neben der Qualität des Werkzeuges ist die Ausführung des Schnittes der eigentlich kritische Aspekt. Liegt der Schnitt zu weit entfernt von dem tragenden Ast oder Stamm, so entsteht ein Stumpf, welcher nach seinem Absterben eine weitere Eintrittswunde für dem Baum schädliche Baumpilze (Xylobionten) bietet. Der Stumpf ist zu weit vom Saftfluss entfernt, um durch Überwallung gegen Schädlinge abgeschlossen werden zu können. Wird der Schnitt zu nah am Stamm oder Hauptast geführt, entsteht eine unnötig große Wunde, welche längere Zeit zum Verheilen benötigt. Es werden unter bestimmten Bedingungen auch absichtlich Stummel geschnitten (Gummifluss bei Kernobst). Des Weiteren wird, um Spleissen oder Abziehen der Rinde beim Abwerfen des Asts zu verhindern, in Schritten gearbeitet, damit der zu heilende Schnitt nicht unter Last ausgeführt wird.
Die Diskussion zum Verschluss von Schnittwunden mit den handelsüblichen Mitteln wird teilweise kontrovers geführt.[2][3] Einerseits bildet der Baum selbständig Schutzholz aus, andererseits verhindert der aufgetragene Wundverschluss möglicherweise Wundrandnekrosen. Es ist weiterhin möglich, frische und bestehende Anfahrschäden und ähnliche Wunden mit Wundverschluss zu behandeln. Bei frischen Wunden reicht es oft aus, die Rinde wieder zu befestigen, hier kann festgebunden oder auch mit kleinen Nägeln gearbeitet werden. Diese kann die Pflanze relativ problemlos überwallen und abschotten. Die so eingeschlossenen Fremdkörper stellen für die Pflanze kein weiteres Gesundheitsrisiko mehr dar. Im Gegensatz zu vergessenen und nicht verrottenden Schnüren, die im Laufe des Wachstums dann sogar größere Schäden erzeugen. Zur Vermeidung von Wundrandnekrosen bei Entfernung größerer Äste, die möglichst zu vermeiden ist, wird ein Aufbringen von Wundverschluß (z. B. Baumteer) auf die Schnittränder zur Schadensbegrenzung teilweise empfohlen. Überwallung und Abschottungen von Wunden ist nur in der Vegetationsperiode möglich, daher ist die Verlagerung von Schnittarbeiten in diesen Zeitraum sinnvoll. Bei einigen Baumarten (beispielsweise Pappeln und Weiden) ist Reaktionsfähigkeit auf Verletzungen prinzipiell schlecht, hier sind frühzeitige Formierung (nur kleine Wunden) oder der prinzipielle Verzicht auf Schnittmaßnahmen zu empfehlen.
Bis in die 1970er Jahre noch populäre Methoden, wie das Verfüllen von Rissen oder Wunden mit Beton, wie unter anderem von Michael Maurer praktiziert, werden heute nach schlechten Erfahrungen äußerst kritisch gesehen. Oft förderte das luftdichte Verschließen erst ein Fortschreiten von Fäulnis.[4][5]
Schutz vor standortbezogenen mechanischen Schäden:
Parasiten können oft erst durch die oben genannten Rindenverletzungen oder durch eine sonstige Schwächung des Baumes (Klima, Schadstoffe usw.) in ihn eindringen.
Eingedrungene Pilze werden von dem Baum durch Bildung von Schutzholz zumindest zeitweise an der Ausbreitung gehindert. Die hierbei entstehenden hohlen Baumstämme sind weiterhin sehr lange stabil, es können ca. 70 % der Querschnittsfläche verloren gehen, ohne die Bruchsicherheit zu verlieren. Sind die Verluste bereits höher, sollte ein starkes Zurücksetzten der Krone den Druck des Windes reduzieren. Vorher sollte jedoch ein Gutachten die genaue Situation des Baumes erörtern. Wird jedoch das Prinzip des „geschlossenen Rohres“ eines hohlen Stammes durch weitere Schäden geschwächt, fällt die Belastbarkeit des Stammes weiter ab.
Die Befallsstellen bei Obstbaumkrebs sollten von infiziertem Material freigeschnitten werden. Es muss bis in das gesunde Gewebe hineingeschnitten werden, um eine weiterlaufende Infektion zu verhindern. Die Werkzeuge müssen desinfiziert werden.
Bohrende Insekten können im Inneren des Baumes kaum bekämpft werden, diejenigen Arten, die nur offenes Holz befallen, werden durch die Behandlung der Wunden am Befall gehindert. Für diejenigen Insekten, die auch gesunde Bäume befallen, kann die Belastung durch Lockstofffallen sinnvoll reduziert werden.
Die weitergehende Behandlung entspricht dem Vorgehen wie bei mechanischen Schäden.
Ausgeführt wird das Arbeitsfeld der Baumpflege und -erhaltung vom Baumpfleger, einer Fachspezialisierung des Berufs Fachagrarwirt (FAW – Deutschland) bzw. Agrartechniker oder Forstwart (Österreich, Schweiz). Seit einigen Jahren sind die gesamteuropäischen Abschlüsse European Tree Worker (ETW) und European Tree Technican etabliert. Während ersterer eine Weiterqualifikation unterhalb des Facharbeiterniveaus für Baumpfleger ist, wurde der ETT gleich mit dem Niveau des deutschen FAW angesiedelt.
In Deutschland gibt es mittlerweile Zertifizierungen von Institutionen (EAC, ISA, Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsanierung), die einen Qualitätsstandard garantieren sollen. Außerdem gibt es an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst – Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen den Bachelorstudiengang Arboristik.[6]
Zur Ausbildung gehört neben Grundlagen der eigentlichen Baumpflege auch Baumbiologie und Klettertechnik (seilunterstützte Baumklettertechnik kurz SKT).
In der Schweiz gibt es seit 1991 die Weiterbildung zum Baumpflegespezialisten mit eidgenössischen Fachausweis. Sie dauert, je nach Vorbildung, zwischen zwei und vier Jahren.